Matterhorn glacier ride

Das Bauprojekt

Wolken Wolken Wolken

Am 1. April 2016 fiel der offizielle Startschuss für den Bau des neuen Matterhorn glacier rides. 3 Bausommer später, seit Beginn der Wintersaison 2018/19 befördert die 3S Bahn (Dreiseilumlaufbahn) bis zu 2'000 Personen stündlich auf das Matterhorn glacier paradise (Klein Matterhorn) – 365 Tage im Jahr. Der Bau der Bahn zwischen Trockener Steg und Matterhorn glacier paradise kostete etwa 60 Millionen Franken und war die bis anhin grösste Einzelinvestition in der Geschichte der Zermatt Bergbahnen AG. Er stellte Mensch und Maschine vor immense Herausforderungen, denn auf 3'821 Metern über Meer entscheiden Wind und Wetter über den Baufortschritt.

Tagestemperaturen bis zu minus 30 Grad, Windspitzen bis 240 km/h, starker Schneefall und dichter Nebel sind auf dem Klein Matterhorn keine Seltenheit. Zwischen 2016 und 2018 bauten dort auf fast 4'000 Metern Höhe und in extrem steilem Gelände Bauarbeiter in Expeditionsausrüstung den neuen Matterhorn glacier ride. Aufgrund der sauerstoffarmen Höhenluft vermochte ein Arbeiter auf der höchsten Baustelle Europas nur etwa 60 bis 80 Prozent seiner normalen Leistung zu erbringen. Doch nicht nur den Menschen verlangte die Höhe einiges ab, auch das Material stiess an seine Grenzen. Da Betonarbeiten nur bis +5 °C möglich sind, wurde der Beton mit warmem Wasser im Zwischendepot auf Laghi Cime Bianche (I) zubereitet und durfte während des Wegs mit der Transportseilbahn nicht unter 8 °C auskühlen. Auch die Baumaschinen mussten vorab für die Arbeit unter solch extremen Druck- und Temperaturbedingungen technisch angepasst werden. Denn auf fast 4'000 m ü. M. sinkt der Luftdruck, und damit auch der Sauerstoffgehalt, bereits auf 60 Prozent in Relation zur Meereshöhe.

Bevor es mit den Bauarbeiten losgehen konnte, musste die Baustelle auf dem Klein Matterhorn zunächst vor Steinschlägen geschützt werden. Hochspezialisierte Mitarbeiter der Firma Gasser Felstechnik AG brachten in Handarbeit Schutznetze an. Zunächst lösten sie, mit Pickel und Hebeeisen ausgerüstet, lose Steine auf einer Fläche von 3‘000 m2 von der Felsoberfläche, indem sie sich vom Grat her über die Felswand abseilten. Anschliessend verlegten die Hochalpinspezialisten ein Hexagonal-Schutz-Geflecht auf der Felsoberfläche, für das zehn Tonnen Stahl verbaut wurden. Vier Schutznetze oberhalb der Baustelle und künftigen Bergstation schützen auf einer Fläche von 4 x 200 Metern zusätzlich vor Steinschlag und Lawinen.

Im Schutze der Steinschlagverbauungen und nach der Räumung von etlichen Tonnen Schnee wurde ein Kran für die weiteren Bauarbeiten errichtet, der auf einer Basis von 3.5 x 3.5 Metern mit 16 Ankern à 8 Meter befestigt wurde, und es konnte mit dem Sprengaushub der neuen Bergstation begonnen werden. Die grösste Herausforderung: Wie sollen die Bohrgeräte ohne ebene Arbeitsfläche speditiv eingesetzt werden? «Um dem Problem zu begegnen, erstellten wir mit kleineren Sprengungen und einem Bagger mit Spitzhammer vom Erschliessungsstollen her zwei provisorische Zugänge zum höchsten Punkt der Baugrube. So konnten wir die Bohrlafetten positionieren und mit dem Aushub von oben beginnen», erklärt Thomas Aschwanden, Projektleiter und stellvertretender Geschäftsführer der Firma Gasser Felstechnik AG. Ungefähr ein Drittel des Aushubs wurde aufgrund der anspruchsvollen Topographie nicht mit einem der beiden Bohrgeräte, sondern mit der Handbohrmaschine am hängenden Seil realisiert. Die ausgehobenen Löcher von 2 bis 3 Metern Länge wurden anschliessend mit Sprengstoff gefüllt. Auf diese Weise wurden pro Tag 30 Löcher in die Felswand gebohrt und im Durchschnitt 100m3 Fels abgetragen. Für den Gesamtaushub von 10‘000 m3 wurden 90 Arbeitstage und fünf Tonnen Sprengstoff benötigt. Nach dem Aushub wurde eine 31 x 8.5 Meter grosse Fundamentfläche gegossen.

Nachdem die Baustelle auf dem Klein Matterhorn zunächst nur mit dem Helikopter beliefert werden konnte, wurde im Sommer 2016  eigens für den Bau des Matterhorn glacier rides eine Materialseilbahn zwischen den Stationen Laghi Cime Bianche (I) und Matterhorn glacier paradise gebaut. Die 4‘015 Meter lange Materialseilbahn der Moosmair GmbH vermag ein Gewicht von 8 Tonnen zu transportieren. Bei ihrem Bau musste insbesondere auf die Zementmischung für die Verankerung geachtet werden, die auf solchen Höhen Permafrosttauglich sein muss und während dem Transport nicht vorzeitig auskühlen darf. Über ein 650m2 grosses Zwischendepot auf Laghi Cime Bianche (I) wurde ab Sommer 2016 das Baumaterial grösstenteils via Materialseilbahn auf die hochalpine Bergstation transportiert.

Auf der Strecke des Matterhorn glacier rides befinden sich zwei Steher, jeweils am Eingang der Stationen, und drei Stützen zwischen den Stationen. Über diese fünf Elemente laufen die Tragseile. Die Steher stellen ausserdem sicher, dass die Kabinen im richtigen Winkel in die Stationen einfahren und stützen die Station ab. Für die beiden Stationen mussten aufgrund der ausserordentlichen Dimensionen der 3S Bahn 1550 m3 Beton verbaut werden. Enorme Mengen, die normalerweise für mehrere Bahnanlagen ausreichen würden. Alleine für die Fundamente der Stütze 1 (2‘941 m ü.M.) wurden 440 m3 Beton verbaut. Das ganze Stützenmaterial wurde via Testa Grigia (I/CH) mit einem Pistenfahrzeug und einem angehängten Schlitten zur Baustelle transportiert. Für die Montage wurde ein Raupenkran der Firma Clausen Transporte eingesetzt. Bei Stütze 2 (3‘059 m ü. M.) waren aufgrund des lockeren Erdmaterials umfangreiche Aushubarbeiten, massive Erdverschiebungen und insgesamt 141.5 Tonnen Armierungsstahl nötig, um die Stütze genügend zu verankern. Bis zu 35 Meter ragen die sogenannten Stützenfüsse dort in den Felsen, wovon nun nur noch drei Meter sichtbar sind. Auch bei Stütze 3 (3‘771 m ü. M.) gestalteten sich die Arbeiten aufgrund der exponierten Baulage anspruchsvoller. Dort trug ein über den Gletscher antransportierter Schreitbagger erst Eis ab, um den Fels für die Aushubarbeiten freizulegen. Nach der Erstellung der vier Fundamente, musste für die Montage des Stützenmaterials ein zusätzlicher, 52 Meter hoher Kran aufgestellt werden.

Vom FATZER Werk in Romanshorn traten die insgesamt fünf Seile der neuen 3S Bahn via Schwertransporter eine Reise quer durch die Schweiz bis nach Cervinia (I) an, wo der spannende Teil ihres Transports begann. Da die fünf Seilbobinen mit je 80 Tonnen Gewicht zu schwer waren, um sie auf einem Laster von Cervinia nach Laghi Cime Bianche (2‘812 m ü.M.) zu befördern, mussten die einzelnen Seile erst auf jeweils zwei kleinere Bobinen abgerollt und folgend auf zwei zusammenhängende Lastwagen aufgeteilt werden. So erreichten sie ihren Bestimmungsort per LKW-Konvoi und wurden anschliessend wieder auf die Originalbobinen umgespult. Von Laghi Cime Bianche aus überquerten die Seile an ein Vorseil angehängt mittels einer provisorischen Seilbrücke den Furggsattel (3‘365 m ü. M.) und wurden nach Trockener Steg (2‘939 m ü. M.) gezogen.

Das leichtere Vorseil konnte von der italienischen Seite aus mit dem Helikopter auf den Furggsattel transportiert und von dort mit einem Hilfslaufwerk via der Seilbrücke nach Laghi Cime Bianche gezogen werden. Auf Schweizer Seite konnte das Vorseil über die Masten der Furggsattel-Sesselbahn teilweise mit dem Helikopter, teilweise mit dem Pistenfahrzeug montiert werden. Nachdem das Vorseil gezogen war, wurden an dieses in einem zweiten Schritt zuerst das Zugseil und danach jedes einzelne Tragseil angehängt und so auf ihre Reise geschickt. Insgesamt legten die Seile ab ihrer Ankunft in Cervinia über 13‘000 Meter zurück und überwanden eine Höhendifferenz von knapp 1‘300 Metern.

Das Videotagebuch über den Bau der 3S Bahn

zu den Bauclips

Artikel zum Bau

Jetzt lesen