Ein Knochenjob

Felssicherung auf 3'883 m ü.M.

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25. JANUAR 2017

Seit 1922 ist die Gasser Felstechnik AG am und im Berg tätig. Die Firma ist nicht nur auf Felssicherungsarbeiten spezialisiert, sondern unter anderem auch auf Sprengarbeiten. Nach Abschluss der Arbeiten für die Transportseilbahn von Laghi Cime Bianchi nach Klein Matterhorn, wurde die Firma Gasser Felstechnik AG zusätzlich mit den Felssicherungs- und Sprengaushubarbeiten für die Bergstation der neuen 3S Bahn beauftragt.

Eine solch ausgesetzte und anspruchsvolle Baustelle wie auf dem Klein Matterhorn ist selbst für die traditionsreiche Firma nicht alltäglich. Deshalb arbeiten sie auf dieser Baustelle nur mit ihrem erfahrensten Personal. Auf Klein Matterhorn sind ausschliesslich Mitarbeiter der Abteilung „Felssicherung“ im Einsatz, welche auf Naturgefahrenbewältigung, Arbeiten im hochalpinen Gelände, Steinschlagschutz und Sprengarbeiten spezialisiert sind. Gasser Felstechnik leistet unerlässliche Vorbereitungsarbeiten für den Baumeister. So hat das Unternehmen in der ersten Phase des Bauprojektes von 2015 bis 2016 nachfolgende wichtige Installationen vorgenommen:

Verankerung der Transportseilbahn, des Signalseils und des Kranfundaments
Das Fundament für die Transportseilbahn muss enorme Kräfte ableiten, sobald das Zugseil gespannt wird. Damit das Fundament gehalten werden konnte, wurden 10 Anker à 10 Meter in Zugrichtung in den Fels gebohrt, die Überstände wurden  später in die Betonkonstruktion eingebunden. Hierfür wurde für jeden Anker mit einem leichten Bohrgerät ein Loch mit 15 Zentimeter Durchmesser in den Fels gebohrt. In das Loch wurde dann ein gerippter Stahlstab mit einem Durchmesser von vier Zentimetern eingeführt danach mit Permafrost-tauglichem Zement aufgefüllt. Die exakte Verarbeitung des Zements ist dabei der wichtigste und schwierigste Punkt, denn wenn der Zement nicht hart wird hält der Anker nicht. Bei solchen Arbeiten kann kein Risiko eingegangen werden, deshalb werden sämtliche Anker nach deren Aushärtung durch eine externe Firma auf deren richtige Ausführung geprüft.

Die Verankerung des Signalseils wurde nach dem gleichen Verfahren ausgeführt wie die des Fundaments der Materialseilbahn. Da jedoch deutlich weniger Kräfte auf dieses Fundament einwirken, brauchte es etwas weniger Anker: 6 Anker mit je 6 Metern Länge. 

Die Verankerung für das Kranfundament wurde nach dem gleichen Verfahren ausgeführt wie das Fundament der Transportseilbahn, denn der Kran leitet auf Zug und Druck enorme Kräfte ab. Es wurden auf einer Fundamentfläche von 3,5*3.5 m 16 Anker a 8 Meter gebohrt. Für die Verankerungen des Fundaments der Materialseilbahn, des Signalseils und des Kranfundaments wurden insgesamt fünf Tonnen Stahl verbaut.

Steinschlag- und Schneeschutznetze 
Bevor mit den Netzreihen begonnen werden konnte, musste wegen der Arbeitssicherheit der Bauarbeiter über die ganze Felswand eine Felsreinigung durchgeführt werden. Mit Pickel und Hebeeisen ausgerüstet, seilten sich die Arbeiter vom Grat über die Felswand ab und lösten über eine Fläche von 3‘000 m2 lose Steine von der Oberfläche. Die prekären Stellen, insgesamt 1‘500 m2, wurden dazu mit einer vernagelten Netzabdeckung eingepackt. In einem Raster von drei mal drei Meter wurden mit einer 18 kg schweren Handbohrmaschine zwei Meter tiefe Löcher gebohrt, in welche dann ein Stahlstab eingeklebt wurde. Auf die Felsoberfläche wurde ein Hexagonal-Geflecht verlegt und mit Platten an den Stahlstäben befestigt. Für diese Netzabdeckungen wurden zehn Tonnen Stahl verbaut. Danach wurden oberhalb der Bergstation vier Steinschlag- und Schneeschutznetze auf vier Metern Höhe und einer Länge von 200 Metern verbaut. Diese dienen während dem Bau der Station der Sicherheit der darunter arbeitenden Arbeiter. Nach Bauende stellen sie einen permanenten Schutz der neugebauten Station dar. 

Zwischen der neuen und alten Bergstation wird 2017 noch eine zusätzliche Netzabdeckung ausgeführt, die allfälligen Steinschlag auf die Gondeln verhindern soll. Hierfür werden vier Tonnen Stahl verarbeitet und 1‘000m2 Fels gesichert werden. 

Sprengaushub 
Im Schutze der Steinschlagverbauungen konnte mit dem Sprengaushub der neuen Station begonnen werden. Die grösste Herausforderung war, die Bohrgeräte speditiv einsetzen zu können, denn es gab keine wirkliche Startfläche. Deshalb wurde beschlossen, zwei provisorische Strassen zum höchsten Punkt der Baugrube zu erstellen, so konnte mit schwerem Bohrgerät mit dem Aushub von oben begonnen werden. Die engen Platzverhältnisse und die schwierige Geologie stellte die Firma Gasser Felstechnik vor zahlreiche Herausforderungen. Am Schluss wurde ungefähr ein Drittel des Aushubes von Hand gebohrt und zwei Drittel mit schwerem Bohrgerät. Es wurden Löcher von 2-3 Metern Länge vertikal gebohrt, welche mit Sprengstoff gefüllt und dann gesprengt wurden. Auf diese Weise wurden pro Tag 30 Löcher gesprengt. Für den Gesamtaushub von 10‘0000 m3 wurden fünf Tonnen Sprengstoff eingesetzt. 

Grösste Herausforderungen
Die extremen meteorologischen Bedingungen während des Winters sind schwer zu bewältigen. Die Arbeiter kämpfen mit Temperaturen bis Minus 30 Grad und Windgeschwindigkeiten von über 60 km/h. Deshalb sind alle Arbeiter mit Expeditionsausrüstung ausgestattet. Doch nicht nur der Mensch leidet bei diesen Temperaturen, sondern auch das Material kommt an seine Grenzen. In der ersten Phase zwischen 2015 und 2016 waren keine Installationsplätze vorhanden und das  Inventar musste draussen, dem extremen Wetter ausgesetzt, installiert werden. Damit bei dieser Kälte und auf dieser Höhe alles funktioniert, müssen die Maschinen in der Werkstatt angepasst werden und es muss mit speziellen Zusätzen bei der Druckluftbeigabe gearbeitet werden. Als Hebegerät stand zuerst nur der Helikopter zur Verfügung, der auch nur witterungsbedingt eingesetzt werden konnte. Seit dem Sommer 2016 steht bei guter Witterung ein 52 Meter hoher Kran zur Verfügung. Dadurch kann ein grosser Teil der Bohrungen vom Bohrschlitten aus ausgeführt werden. Alle Installationen sind in Container verpackt und in der Baugrube im Schnee eingegraben damit es auch bei schlechtem Wetter schneller einsatzbereit ist.

Die Bauarbeiten an der 3S Bahn stellen uns als Bergbahnen und auch all unsere Partnerfirmen vor grosse aber bislang immer lösbare Herausforderungen. Wir sind sehr froh, können wir uns auf die Expertise unserer Partner verlassen. 


Hauptkubaturen 2015-2017                                                         
Stahl: 60 Tonnen
Aushub: 10‘000 m3
Sprengstoff: 5 Tonnen
Netzabdeckungen: 3000m3
Steinschlagschutznetze: 200m
Verankerungen permanent geprüft: 500m